Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, der sich hartnäckig in Köpfen und Kommentarspalten hält: „Wenn du keine Kohlenhydrate isst, bekommst du Mangelerscheinungen!“ – Aha. Und plötzlich sind ausgerechnet Brot, Nudeln und Cornflakes die Heilsbringer der Mikronährstoffversorgung?
Höchste Zeit, mit diesem Mythos aufzuräumen. Denn so logisch es klingt, so falsch ist es. Die Annahme, dass Kohlenhydrate per se Nährstoffe liefern, ist ein klassisches Missverständnis. Was viele dabei übersehen: Es sind nicht die Kohlenhydrate, die die Nährstoffe liefern – es sind die Lebensmittel, in denen sie manchmal stecken. Und da lohnt sich ein genauerer Blick.
Was sind Kohlenhydrate eigentlich?
Kohlenhydrate sind Zucker, Stärke und Ballaststoffe. Chemisch betrachtet bestehen sie aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff. Unser Körper spaltet sie in Glukose auf – eine Energiequelle, aber kein essentieller Nährstoff. Denn Überraschung: Es gibt keinen essenziellen Kohlenhydratbedarf. Der Körper kann aus Eiweiß (über Gluconeogenese) und Fett (Ketonkörper) alles herstellen, was er braucht – sogar fürs Gehirn.
Aber was ist mit den Vitaminen in Obst und Vollkorn?
Natürlich – Vitamine und Mineralstoffe gibt es auch in pflanzlichen Lebensmitteln, die Kohlenhydrate enthalten. Aber: Diese Nährstoffe sind nicht an die Kohlenhydrate gebunden. Du bekommst Magnesium nicht wegen der Kohlenhydrate im Vollkornbrot, sondern trotzdem. Und in Sachen Bioverfügbarkeit schneiden viele tierische Quellen sogar besser ab.
Ein Beispiel:
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Spinat liefert Magnesium, hat aber kaum verwertbares Eisen.
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Leber liefert Eisen – und zwar in einer Form, die der Körper hervorragend aufnehmen kann. Ohne Ballaststoffe, aber mit jeder Menge Mikronährstoffe.
Und das berühmte Vitamin C? Kommt in Paprika, Brokkoli oder Grünkohl und sogar in Innereien vor – alle sehr kohlenhydratarm, sehr nährstoffreich. Man muss also nicht zur Banane greifen, um gesund zu bleiben.
Ketogene Ernährung = Mangelernährung? Ein Märchen.
Wer sich ketogen ernährt, isst in der Regel:
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Fleisch, Fisch, Eier (vor allem Fleisch und Eier sind regelrechte Nährstoffbomben)
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grünes Gemüse, Pilze, Kräuter
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hochwertige Fette wie Avocado, Olivenöl, Nüsse
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gelegentlich Beeren, Zitrone, fermentiertes Gemüse
Das klingt nicht gerade nach Mikronährstoff-Notstand. Ganz im Gegenteil: Viele Menschen berichten nach der Umstellung auf Keto von stabilerem Blutzucker, weniger Heißhunger, besserer Konzentration – und das alles bei bester Nährstoffversorgung.
Im Übrigen: Die typischen Kohlenhydrat-Lieferanten wie Weißbrot, Pasta, Kuchen, Limo und Frühstückscerealien sind nicht gerade berühmt für ihren Vitamingehalt. Sie liefern vor allem eins: leere Kalorien. Industriezucker mit PR-Abteilung.
Was bleibt also übrig?
Die Idee, dass Kohlenhydrate gleich Nährstoffe sind, hält keiner genauen Betrachtung stand. Ja, viele kohlenhydratreiche Lebensmittel können Nährstoffe enthalten – aber sie sind nicht deren einzige Quelle. Und oft auch nicht die beste.
Eine nährstoffreiche Ernährung ist auf einer ketogenen Basis problemlos möglich – vorausgesetzt, man isst richtig. Wer Keto macht und dabei nur Speck und Butter in sich reinschaufelt, darf sich natürlich nicht über Defizite wundern. Aber wer sich mit echtem, nährstoffdichtem Essen versorgt, lebt nicht nur ohne Kohlenhydrate – sondern auch ohne Mangel.
Fazit:
Kohlenhydrate sind Energielieferanten, keine Vitalstoff-Wunderwaffen. Und wer glaubt, ohne Brot und Banane gleich ins Nährstoffloch zu fallen, sollte sich weniger auf Dogmen und mehr auf Fakten verlassen. Keto ist keine Nährstofffalle – es ist ein Weg zurück zu echtem, unverarbeitetem Essen. Und das war noch nie eine schlechte Idee.
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