In der schönen neuen Welt der Social-Media-Influencer scheint es eine einfache Formel für Gesundheit und Fitness zu geben: morgens ein Proteinshake, mittags ein „cleaner“ Detox-Tee, zwischendurch ein Proteinriegel und abends dann ein Bild vom stählernen Bauch als Beweis. Was auf Instagram glänzt, ist aber nicht immer gesund – ganz im Gegenteil.
Wir nehmen heute drei besonders populäre Themen auseinander, die in der Welt der Fitness-Influencer regelmäßig gefeiert werden: der Proteinwahnsinn, die Detox-Industrie und die scheinbar „gesunde“ Sportlernahrung.
1. Der Proteinwahnsinn – Warum mehr nicht immer besser ist
Wer sich ein bisschen auf Social Media bewegt, bekommt schnell den Eindruck: Ohne mindestens zwei Proteinshakes am Tag, am besten mit Whey Isolat, geht gar nichts. Dabei wird suggeriert, je mehr Eiweiß, desto besser für Muskeln, Figur und Gesundheit. Doch das ist eine gefährliche Vereinfachung.
Was passiert mit zu viel Protein?
Unser Körper braucht Protein, keine Frage. Es ist essentiell für den Zellaufbau, die Hormonproduktion und die Muskulatur. Aber: Es gibt ein Zuviel. Der Körper kann überschüssiges Eiweiß nicht speichern wie Fett oder Kohlenhydrate. Was er nicht braucht, wird entweder in Zucker (Glukose) umgewandelt – und das bedeutet eine Insulinantwort – oder über die Leber entgiftet und mit Wasser über die Nieren ausgeschieden. Beides belastet unsere Organe unnötig, vor allem bei langfristigem Überkonsum.
Besonders kritisch:
Viele Proteinpulver – vor allem die günstigen – enthalten Zusatzstoffe wie Maltodextrin, ein hochglykämisches Kohlenhydrat (hat einen höheren GlyX als Haushaltszucker), das zwar offiziell als „zuckerfrei“ gilt, aber im Körper nahezu wie reiner Zucker wirkt. Es treibt den Blutzucker in die Höhe und sorgt für eine schnelle Insulinausschüttung – genau das Gegenteil von dem, was Menschen wollen, die Fett verlieren oder gesund bleiben möchten.
Fazit:
Ein moderater Eiweißkonsum ist sinnvoll – vor allem bei körperlicher Aktivität. Aber 2–3 Shakes täglich, gepaart mit Riegeln und eiweißangereichertem Quark, bringen keinen gesundheitlichen Vorteil. Im Gegenteil: Sie überlasten den Stoffwechsel und können langfristig sogar zu Gewichtszunahme führen, wenn durch die Glukoneogenese mehr Glukose entsteht als verbraucht wird.
2. Detox-Tees und Pülverchen – teurer Hype statt echter Entgiftung
Kaum ein Influencer kommt ohne seine tägliche Detox-Routine aus. Ob Tee, Saftkur oder Superfood-Mix – alles soll „entgiften“ und den Körper reinigen. Klingt verlockend, vor allem nach einem Wochenende mit Pizza, Wein und wenig Schlaf. Aber hier ist die bittere Wahrheit: Der Körper hat eigene Entgiftungssysteme – und die brauchen keine teuren Produkte.
Was ist Detox wirklich?
Unser Körper entgiftet rund um die Uhr – über Leber, Nieren, Darm, Haut und sogar die Lunge. Das funktioniert hervorragend, wenn wir ihn lassen. Was diese Systeme wirklich unterstützen kann, sind:
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frisches, unverarbeitetes Essen,
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viel Wasser,
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ausreichend Schlaf,
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Bewegung,
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und Phasen, in denen nicht ständig gegessen wird (z. B. intermittierendes Fasten).
Detox-Produkte hingegen enthalten häufig abführende Substanzen, entwässernde Kräuter oder isolierte Nährstoffe – kurzfristig führt das zu Gewichtsverlust, weil Wasser ausgeschieden wird. Das hat aber nichts mit echter Entgiftung zu tun, sondern belastet den Körper unnötig.
Was du stattdessen tun kannst:
Einen echten Detox machst du mit natürlichen Lebensmitteln, einem Essensplan, der deinen Blutzucker stabil hält, und indem du deinen Darm entlastest – nicht mit Chemie aus dem Influencer-Regal. Leber und Nieren danken es dir.
3. Sportlernahrung – Riegel, Gels und „Healthy Snacks“ sind oft eine Zuckerfalle
Ein weiteres großes Geschäftsfeld: Sportnahrung. Was früher dem Leistungssportler vorbehalten war, wird heute massentauglich verkauft – mit dem Versprechen von Leistung, Fettverbrennung und Muskelschutz.
Das Problem? Die meisten dieser Produkte sind schlichtweg Süßigkeiten im Fitnesskostüm.
Ein Blick auf die Inhaltsstoffe von Proteinriegeln:
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Zucker in diversen Formen (z. B. Glukosesirup, Fruktose, Isomaltulose, Maltodextrin)
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künstliche Aromen
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billige Füllstoffe und minderwertige Öle
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hochverarbeitete Proteine
Hinzu kommt: Viele Riegel enthalten bis zu 20 g Zucker oder mehr, teilweise versteckt hinter „gesunden“ Begriffen. Nur weil etwas Protein enthält, wird es nicht automatisch gesund.
Warum diese Produkte kontraproduktiv sein können:
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Sie liefern zwar Energie, aber oft in Form von schnellen Kohlenhydraten.
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Der hohe Süßgeschmack hält die Zuckerlust am Leben.
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Sie ersetzen oft echte, nährstoffreiche Mahlzeiten.
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Für Freizeitsportler sind sie in der Regel völlig überflüssig – und fördern eher eine dauerhafte Abhängigkeit von Snacks.
Was du aus all dem mitnehmen solltest:
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Mehr Protein ist nicht immer besser.
Zu viel Eiweiß kann dem Körper schaden, besonders wenn es aus Shakes mit fragwürdigen Zusatzstoffen stammt. -
Detox funktioniert auch ohne Produkte.
Unterstütze deinen Körper mit echten Lebensmitteln, Schlaf und Fastenphasen statt mit teuren Tees. -
Sportnahrung ist oft Mogelpackung.
Lies die Zutatenliste und ersetze Riegel lieber durch echte, natürliche Snacks.
Die Wahrheit ist unbequem – vor allem, wenn sie nicht in ein Hochglanz-Instagram-Post passt. Aber du hast ein Recht darauf, zu wissen, was wirklich hinter diesen Produkten steckt. Gesundheit beginnt nicht mit einem Rabattcode oder einem Shake, sondern mit deinem Wissen und deinen Entscheidungen.
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